Samstag, 16. Februar 2019

Erlebnisbericht von Julia 2

3 Monate postpill

"..Nach ca. 2 Monaten der Einnahme der neuen Pille begannen die ersten Symptome, die zeigten, dass ich sie nicht vertrug, welche ich jedoch damals nicht als solche wahrnahm. Dass das Nebenwirkungen waren, habe ich erst im Nachhinein verstanden. Ich verspürte oft starke Übelkeit in Menschenmengen, in der Sonne, in Seminaren etc. Auch entwickelte ich starke Migräne. Zudem wachte ich manchmal mitten in der Nacht auf, weil ich keine Luft bekam. Es war unangenehm, aber da die Beschwerden immer wieder verschwanden und ich mich sonst mit meiner Lebenssituation sehr wohl fühlte, dachte ich mir nichts dabei.
Im November bin ich dann erstmal am ersten Tag meiner "Monatsblutung" zusammengeklappt. Ich erlebte einen sehr unangenehmen Kreislaufkollaps, der mit einem richtigen Blutsturz einherging. Auch hatte ich daraufhin extrem intensive, jedoch kurze Blutungen, einige Zwischenblutungen und verspürte in den Tagen und Wochen darauf depressive Verstimmungen. Nichts machte mehr so richtig Spaß und vieles machte mir plötzlich Angst. Die Schwankungen zwischen Unruhe und Entspannung waren extrem. In der Früh war ich völlig aus dem Häuschen, am Nachmittag ging es mir wieder gut oder umgekehrt. Das war anstrengend und zermürbend. Nun vermutete ich aber einen Zusammenhang zur Pille. Diesen wollte meine Hausärztin nicht sehen. Sie meinte, ich sei überarbeitet. Und somit war die Vermutung wieder verdrängt und ich nahm die Pille weiterhin. Ich entwickelte jedoch daraufhin in den nächsten Wochen richtige Angstzustände, Engegefühle, Benommenheit und starke Depressionen (inklusive fürchterlicher Zwangsgedanken). Als das Ganze dann eskalierte und ich nicht mehr in der Lage war aufzustehen, nur noch heulte und glaubte, ich müsse jeden Moment sterben, setzte ich die Pille ab. Ich blickte eines Morgens auf die Packung und hatte das Gefühl, sie würde mich vergiften.
Das Absetzen erfolgte jedoch trotzdem irgendwie noch nicht völlig bewusst. Noch immer war mir der Zusammenhang nicht ganz klar. Ich begab mich in Psychotherapie und mir wurden diverse Störungen diagnostiziert. Ich war völlig verwirrt. Mein neuer Beruf machte mir irrsinnig viel Spaß, die Beziehung mit meinem Freund lief bestens und auch war ich nicht wirklich gestresst. Ich begann also mit Gesprächstherapie. Die Symptome besserten sich. 3 Wochen vergingen, in denen ich mich fühlte als wäre ich wieder die Alte. Und dann plötzlich ging es wieder los. Ich fühlte mich nun tagelang in einem Angstzustand gefangen, konnte nicht schlafen, verspürte ein erhöhtes Nervositätslevel und war körperlich und vor allem seelisch total am Ende. Ich zitterte auch viel und konnte mich kaum in Menschenmengen begeben. Es ging mir noch nie so schlecht. Diese Zustände begannen 2 Tage vor der ersten Periode nach Absetzen der Pille und dauerten die Menstruatiom über an. Ich war leistungsunfähig und dachte, ich könne nie wieder arbeiten gehen. Ich war gefangen in einem Tunnel, an dessen Ende kein Licht erschien. Ich erlebte alles viel intensiver und als ich mich einmal in den Spiegel sah, kam ich mir selbst fremd vor. Und dann plötzlich war die Periode vorbei und es wurde langsam besser. Und dann wurde mir klar, dass mit meinem Hormonhaushalt wohl etwas nicht in Ordnung ist. Nun ging ich zu einer neuen Frauenärztin, die mir bestätige, dass mich diese neue Pille langsam innerlich vergiftete und sie der Trigger war. Auch gehe ich regelmäßig zu einer Osteopathin, die mir dann endlich den Zusammenhang zwischen Hypophyse/Hormonen, Hormonen und Zwangsgedanken, Nervenschmerzen nach Absetzen der Pille etc. erklärte und auch von anderen Ex-Pillen- Patientinnen mit denselben Symptomen berichtete. 
Ich bin nun im 3. Monat postpill und habe noch immer sehr viele Symptome, körperliche und psychische. Beispiele: innere Hitze/inneres Brennen (vor allem in Armen und um die Augen), Tinnitus/lautes Brummen mitten in der Nacht oder am Tag, Depressionen, Unruhe, erhöhter Puls, Lustlosigkeit, Zahnschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnislücken, inneres Vibrieren, dicker Hals, Blähbauch, Heulanfälle, schnelle Übeforderung in Gesprächen mit anderen, kalte Füße und Hände etc. Aber es geht bergauf. Die Schübe sind nun schon weniger stark und kommen weniger oft. An manchen Tagen fühle ich mich wirklich gut. Wenn die Schübe da sind, dann spüre ich sie aber auch richtig. Es existiert nicht nur in meinem Kopf, denn innerlich bin ich total unrund. Am schlimmsten ist die Zeit rund um den Eisprung und vor/während der Periode. An diesen Tagen fühle ich mich wie ein anderer Mensch und habe große Angst/Unruhe/Antriebslosigkeit/Appetitlosigkeit. Während meiner letzten Periode habe ich gleich 1-2 Kilo abgenommen, weil ich nichts essen konnte! Manchmal leide ich jedoch unter Heißhunger. ...

Ich bin guter Dinge, dass es mir wieder gut gehen wird. Aber das wird wohl noch ein langer Weg. Ich war so unendlich froh, diesen Blog gefunden zu haben. Eure Geschichten habe ich mit großem Interesse gelesen und es hat mich beruhigt, dass ich nicht alleine mit meinem Zustand bin. Ich wünsche euch allen viel Kraft und alles Gute!!!!! "

10 Kommentare:

  1. Wahnsinn, wenn ich das lese, erinnert es mich an meiner Zeit :( es war das schlimmste was ich in meinem Leben erleben musste. Bin jetzt 9 monate ohne pille, mir geht es viel besser, denke aber, dass ich mich momentan in einem monatscrash befinde, kriege seit einer Woche wieder gar nichts auf die Reihe. Angst krank zu sein, dass ich diese Gefühle und Gedanken nie wieder los werde, wenn es mir aber gut geht, denke ich gar nicht mehr dran, dass ich krank bin. Ist total komisch, würde gerne mal wissen, was diese künstlichen hormone mit dem Gehirn anstellen bzw. Mit dem ganzen Körper anstellen. Kann das alles irgendwie nicht verstehen. Deine Geschichte könnte meine sein. Wünsche uns allen, dass wir ganz schnell wieder die alten sind. Alles gute an dir

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  2. ich kann dich so gut verstehen. nur mit dem unterschied, dass diese "zustand" bei mir schon seit 10 monaten anhält. vor dem eisprung und der periode ist es kaum aushaltbar. körperlich bin ich ständig angeschlagen, es ist immer irgendetwas. aber viel schlimmer sind die psychischen symptome. diese innere unruhe v.a. morgens. über den tag bessert es sich komischerweise. es gibt tage, an denen es mir sehr gut geht. ich habe energie und denke, mir das alles nur eingebildet zu haben. doch plötzlich ohne einen auslöser ist alles wieder da. ich mag/kann schon gar nicht mehr darüber reden. habe das gefühl, dass mich keiner mehr ernst nimmt, weil schnell das thema gewechselt wird... ich mache alles mögliche wie die einnahme von mönchspfeffer, magnesium, selen, folsäure, progesteroncreme in der 2. zyklushälfte, ostheopatin, ausdauersport, gönne mir viele ruhephasen, habe genug schlaf, ernähre mich ausgewogen. aber ich kriege es einfach nicht weg.
    ich weiss, dass es länger dauern kann, bis der hormonhaushalt wieder funktioniert. nach der langen zeit fällt es mir aber schwer, geduld und zuversicht aufzubringen. bei den meisten bessert es sich nach ein paar monaten.
    gibt es jemanden hier, dem es so wie mir geht???

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    1. Hallo! Danke für deinen Kommentar zu meinem Beitrag. Ich kann dich sooo gut verstehen. Bei mir ist es genauso. In der Früh geht es mir oft viel schlechter als am Nachmittag/Abend. Vor allem kurz nach dem Aufwachen. Manchmal wird es dann gegen Abend auch wieder schlechter. Dann gibt es Tage, da geht es mir sehr gut und plötzlich aus dem Nichts überkommt mich ein Angstschauer und die fühlen sich auch je nach Zyklusphase anders an. Auch ich bemühe mich um viel Ruhe, Schlaf, Ausgeglichenheit etc., aber dennoch gibt es schlimme Tage. Am schlimmsten sind wirklich die psychischen Symptome, vor allem die Zwangsgedanken. Diese ändern sich auch.
      Wie lange hast du denn die Pille eingenommen?? Mir geht es jetzt im 3. Monat postpill auch schlechter als im ersten. Vor allem die Zeit vor dem Eisprung ist sehr unangenehm. Ich denke, dass du deinem Körper einfach noch länger Zeit geben musst. Jede Frau ist unterschiedlich. Bei manchen ist es schneller vorbei, manche brauchen länger um sich zu erholen, auch weil sie vielleicht mehr zum Grübeln tendieren. Ich bin mir sicher, es wird wieder Ruhe einkehren! Ich wünsche dir alles Gute! Julia

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    2. Ich kann das alles so nachvollziehen. Mir geht es auch so. Immer diese Angst vor Krankheit,bin schon ein Hyperhonder geworden. Ich traue mich schon gar nicht mehr mit Freunden darüber zu sprechen aus Angst das ich irgendwann allein da stehe Weil mich niemand mehr ernst nimmt.Ich habe eine Tochter 9 Jahre, die manchmal auch unter meiner Situation leidet, weil ich einfach nicht so kann wie ich möchte.Dazu meine Thrombose wo mir niemand sagen kann woher das kommt. Nehme ungern Tabletten, jetzt muss ich Elipuis nehmen Schrecklich. Werde noch auf Faktor 5 getestet das warten auf diesen Termin macht mich Wahnsinnig ! Ich bin jetzt 7 Monate ohne Pille,. Habe ein Zyklus von 40 Tagen. Vor meinen Tagen bin ich total benommen und der Schwindel ist dann extrem Dazu fühle ich mich so Grippig. Meine HP sagte es kann bis zu einem Jahr dauern bis sich alles bessert. Ich hoffe es, denn ich möchte mein altes Leben wieder haben! Eins steht fest NIE wieder Pille !

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    3. Hallo! Ich wollte mal fragen, wie es dir denn mittlerweile geht? Ich bin nun im 7. Monat postpill und teile alles was du schreibst. Eine Zeit lang dachte ich, es geht steil bergauf, aber zu bestimmten Phasen im Zyklus geht es mir eigentlich wieder viel schlechter. Es gibt durchaus gute Tage dazwischen, aber diese Unruhe, innere Hitze, der dicke Hals etc. sind manchmal besonders stark ohne jegliche äußere Veränderung in meinem Leben. Ich gönne mir Ruhe, schlafe viel, tue viel was mir gut tut und dennoch habe ich manchmal das Gefühl ich bin krank und Angst, dass es nicht mehr besser wird. Melde dich doch! Würde gerne wissen wie es dir nun ergeht! Lg Julia

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    4. hallo,
      mal geht es besser mal schlechter. momentan bin ich beschwerdefrei, fühle mich wie früher. das tut so gut. ich beobachte die zyklen ganz genau. fast 15 monate nach dem absetzen, kann ich ein muster erkennen. meine tage kommen sehr regelmäßig ca. alle 25-26 tage. die periode dauert etwa 4 tage. da geht es mir immer sehr gut. zwischen tag 5 und 8 sind sämtliche symptome mit voller wucht da. starke innere unruhe, kein appetit, morgenübelkeit, müdigkeit, grübelzwang. ich fühle mich extrem unrund, krank und hoffnungslos. bekomme dann auch oft panik, dass es was schlimmes ist. doch plötzlich ändert sich dieser zustand wieder und alles läuft normal. ist diese extrenphase vorbei, bemerke ich auch immer sehr viel zervixschleimausfluss. schlechter wirds dann nochmal kurz vor beginn der periode. jedes monat das gleiche spiel... ich weiss, dass die schlechten phasen vergehen und das gibt mir kraft. allerdings frage ich mich, wie lange das noch so gehen soll... schön langsam müsste es sich ja doch einpendeln. haltet durch, wir lassen uns doch von dem hormonchaos nicht unterkriegen :-) lg anna

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  3. Mir geht es genau so!! (3monate pp)

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  4. hallo julia,
    danke für deine lieben wünsche :-)
    ich lese die beiträge im blog immer wieder und wieder durch. es beruhigt mich, dass sich auch andere mit demselben mist herumquälen. obwohl ich das keinem, nicht einmal ansatzweise, wünsche. aber für andere ist es schwer, zu verstehen. würde ich es nicht selbst erleben, könnte ich das alles wahrscheinlich auch nicht nachvollziehen. es ist so absurd, dass es einem plötzlich so schlecht geht. die angst sterbenskrank zu sein, nicht zu wissen wieso und warum. horror!
    ich habe die pille gut 10 jahre genommen. eigentlich immer beschwerdefrei. und dann vor fast einem jahr, hatte ich das erste mal in meinem leben einen schlimmen grippalen effekt. mir ging es wirklich schlecht. wochenlang dauerhusten, schlimmste verspannungen am schulterblatt. plötzlich wie eine eigebung hatte ich das gefühl, dass ich die pille nicht mehr runterwürgen könne. ich setzte ab. nach gut einem monat kamen die ersten psychischen beschwerden dazu. es war so schlimm, da ich bisher nicht einmal ansatzweise probleme mit der psyche hatte. ich ging zu zig ärzten. aber sie fanden zum glück nichts. ich war so verzweifelt, weil ich nicht wusste, warum alles auf einmal so schwer ist.
    seitdem geht es auf und hab. ab september ist es vielviel besser. aber zwischendurch habe ich wieder rückfälle, die mir angst machen. ich habe grosse angst, dass es nicht mehr weggeht. aber es gibt auch sehr viele gute tage. an denen ich alles negative vergesse. aber es holt mich leider immer wieder ein...
    alles gute auch dir und allen anderen frauen, die sich kraft in diesem blog holen!!! lg anna

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  5. Hallo!
    Ich habe diesen Eintrag verfasst und möchte mich mit einem Update wieder melden. Während es mir im 4. und 5. Monat postpill besser ging, hatte ich im 6. Monat wieder eine Art "Rückfall". Körperliche Beschwerden, die ich nur aus der Anfangszeit kannte, kehrten zurück (extreme Appetitlosigkeit, inneres Vibrieren, Nervosität/Unruhe mit gleichzeitiger Erschöpfung etc.). Es gab keinen äußeren Auslöser, ganz im Gegenteil ich entspanne mich viel mehr und gönne mir Ruhe seit ich absetzte. Ich war wieder eine Woche arbeitsunfähig. Aber so schnell wie es gekommen ist, so schnell ging es auch wieder vorbei. Zurzeit ist es ein Auf und Ab. Auffällig war, dass dieser Zustand in der Zyklusmitte stattfand. Jedenfalls habe ich nun einen Hormonstatus machen lassen, der einen massiven Vitamin D-Mangel ergab. Zusätzlich sind Östrogen- und Progesteronwerte sehr grenzwertig. Ich habe 12 Jahre lang die Pille genommen. Ich bin positiv gestimmt und denke, dass es mir wieder gut gehen wird. Es kostet mir nun jedoch schon so viel Kraft. Ich kann euch alle sehr gut verstehen.

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  6. Hier noch eine Fortsetzung:
    Als ich meine Beschwerden meiner Frauenärztin schilderte, meinte diese nur der einzige Lösungsweg führt über Antidepressiva. Auch von anderen Ärzten wurden mir lediglich Antidepressiva empfohlen. Erst eine Shiatsu-Praktikern, zu der ich nun regelmäßig gehe, erkannte mein Problem und glaubte meinen Erzählungen und sieht darin ein hormonelles Problem. Sie berichtete von anderen Frauen, die die Pille absetzten und mit ähnlichen Beschwerden kämpfen. Ich würde niemals Antidepressiva nehmen und wünsche auch allen anderen hier Kraft und Zuversicht diese Zeit gut durch zu stehen.

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